Das Konzept und die Idee einer bundesweit gültigen ID Wallet gibt es seit geraumer Zeit, jedoch scheint eine funktionierende und erfolgreiche Umsetzung eine Hürde zu sein, die der Staat nicht so einfach überwinden kann. Dabei bieten viele Privatunternehmen – wie Nect – potenzielle, funktionierende Möglichkeiten, dem Nutzer eine technische Plattform zur Verfügung zu stellen, die den Alltag vereinfachen kann.

Die Opportunität der digitalen Identitätsbestätigung gibt es nicht erst seit gestern. Neben dem klassischen Post-Ident-Verfahren, das den Gang in eine Postfiliale erfordert, nutzen viele Unternehmen die Möglichkeit des Video-Ident-Verfahrens, in dem ein Mensch per Video die Überprüfung der personenbezogenen Daten übernimmt. Ein weiterer Schritt ist die vollautomatische Online-Identitätsprüfung, bei der der Nutzer unabhängig von Dritt-Instanzen identifiziert werden kann. Letztere ist die Grundlage für eine allgemein gültige ID Wallet, die die Wiederverwendbarkeit jeglicher Ausweisdokumente ermöglicht und dem Nutzer so den Alltag erleichtern würde.

Lösung für den digitalen Führerschein und Personalausweis

Im September 2021 wurde die ID Wallet des Staats das erste Mal vorgestellt und sollte u.a. die Lösung für den digitalen Führerschein und Personalausweis sein und dem Nutzer die Möglichkeit bieten, die verifizierte Identität jederzeit digital nutzen zu können. Aufgrund von sicherheitstechnischen Problemen wurde die Wallet nur wenige Tage später wieder aus dem App- und Playstore entfernt. Bis heute wurde keine überarbeitete Lösung des Staats vorgestellt.

Die Sicherheit und das Vertrauen der Nutzer sollte für Unternehmen immer das höchste Gut sein, wenn es um den Umgang mit persönlichen Daten wie auf dem Personalausweis, Führerschein oder anderen Dokumenten geht. Damit ein hoher Schutz gewährleistet werden kann, müssen Unternehmen mit ihren Lösungen bestimmten gesetzlichen Regularien unterliegen, zum Beispiel der eIDAS Verordnung, die eine Lösung als Vertrauensdienstmodul zertifiziert.

 

Quelle: Matthias Friel

Was wird unter eIDAS verstanden?

eIDAS steht für electronic IDentification, Authentication and trust Services, für elektr. Identifizierungen und Vertrauensdienste für elektr. Transaktionen im Binnenmarkt. Nach dieser Verordnung sind eIDAS zertifizierte Unternehmen in der Lage, mehr als nur eine Identität, wie die Daten des Personalausweises, digital zu erfassen und beispielsweise in einer Wallet abzulegen. Damit die Identität in einer Wallet abgelegt und wiederverwendet werden kann, müssen Unternehmen u.a. bei einer vollautomatischen Online-Identifizierung nachweisen können, dass es eine Echtzeitaufnahme der zu identifizierenden Person ist.

Um den sicherheitstechnischen Anforderungen einer vollautomatischen Identifizierung und dem damit verbundenen Nachweis einer Echtzeitaufnahme gerecht zu werden, haben private IT-Unternehmen, sicherheitstechnische Voraussetzungen in ihren Prozess integriert, die den eIDAS Anforderungen entsprechen und erfüllen.

Von der ID Wallet zum digitalen Ökosystem

Es gibt bereits private Anbieter auf dem deutschen Markt, die diese Möglichkeiten bieten und dem Nutzer durch eine ID Wallet, die unabhängig vom Staat läuft, den Alltag erleichtern können. Nicht nur die Online-Identität von Führerschein und Personalausweis kann in einer ID Wallet abgedeckt werden, auch die Opportunität, Dokumente wie Arbeitsverträge oder Bankunterlagen mit einer qualifizierten elektronischen Signatur (QES) zu unterzeichnen und abzulegen. Eine solche Wallet dient als Grundlage für ein digitales Ökosystem.

Was ist ein digitales Ökosystem?

Amazon ist längst ein eigenes Ökosystem und nicht nur ein Händler, wie es die analoge Kaufhalle in der Stadt ist. Amazon stellt die Infrastruktur und bringt viele kleine Händler mit Konsumenten über eine Plattform zusammen. Dabei sorgen weitere Angebote wie bspw. Amazon Prime und die Eigenschaft als grenzenloses System sowohl dafür, dass mehr Konsumenten an das Ökosystem gebunden werden, als auch dass mehr Hersteller (z. B. Musiker, Filmproduzenten) in das Ökosystem kommen. Dabei bieten sie ihre Erzeugnisse sogar exklusiv in diesem Ökosystem an, weil die Distribution über Rahmenbedingungen leicht und die Zielgruppe groß genug ist.

Während die Kreditkarte langsam, aber sicher über das Smartphone abgebildet wird, sind Personalausweis, Krankenkassenkarte und vieles mehr noch in der Hosentasche. Dabei kann eine digitale Brieftasche, wie zum Beispiel die Nect Wallet, ohne Probleme um beliebige Dokumente erweitert werden. Während man in der Hosentasche wohl kaum seinen Arbeitsvertrag mitführen würde und viele Bonuskarten recht schnell wieder aussortiert werden, bietet die Wallet Platz genug für all das und noch viel mehr – und ist dabei lediglich eine App auf dem Smartphone.

Eine digitale Brieftasche kann also die größte Brieftasche der Erde werden und somit mehr Unternehmen und Konsumenten verbinden und damit auch mehr Potential für alle Beteiligten bieten, als jemals durch ihr Pendant aus Leder möglich gewesen wäre.

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  • Nect_product1_©Matthias Friel: Matthias Friel